Wednesday, March 18, 2009

Zwangsarbeiter in Augsburg und was dahinter steckt

Zwangsarbeiter und ihre Ausbeutung in Ausgburg!

Im dritten Reich wurden an die 13,5 Millionen Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene als Arbeitskräfte in Fabriken und für viele andere Tätigkeiten eingesetzt.
Unsere Gruppe beschäftigte sich bei unserem Archivbesuch mit den Originalunterlagen der Stadt Augsburg. Diese beinhalten zum Beispiel die Anträge auf neue Barackensiedlungen oder Rechnungen an die verschiedenen Unternehmen, die Zwangsarbeiter beschäftigten.
Gleich zu Anfang stach uns ein Zeitungsausschnitt ins Auge dessen Überschrift lautete:"700000 Polen für die Wirtschaft."
In den Aufzeichnungen sind wir sehr oft über eine Baracke in der Oblatterwallstraße 22a gestolpert.
Was dem aufmerksamen betrachter sofort ins Auge sticht, ist dass für die Zwangsarbeiter nur Übernachtungsentschädigungen eingefordert werden, was vermuten lässt, dass die Arbeiter keinen Lohn bekommen haben.

Beispiele:
Bühnenverwaltung:
9 ZA=136 RM
4 ZA=67,50 RM
=203,50 RM

Hier sieht man ganz eindeutig, dass die Zwangsarbeiter zur damaligen Zeit als Sachen behandelt und und auch gehandelt wurden.

Stadtwerke:
17-19 Mann waren tageweise über einen Zeitraum vom 1.03.1942-31.03.1942 beschäftigt.
Zu zahlender Betrag:275 RM
Barackensiedlungen:

Als wir die Barackenbaupläne näher untersuchten, stellten wir fest, dass sogar die einzelnen Lagerbauteile standardisiert waren.
Ein Lager für 600 Mann bestand im Regelfall aus:

  1. Küche und Speisesaal Typ: RAD=Reichsarbeitsdienst
  2. Sanitätsbaracke Typ: RAD
  3. Wohnbaracke Typ: RAD
  4. Geräteschuppen Typ: RAD
  5. Abortbaracke Typ: RAD
  6. Waschbaracke Typ: RAD
  7. Waschtrog Typ:RAD

Bei einer Bestellung für ein Lager für französische Kriegsgefangene ist uns besonders aufgefallen, dass keine Abortbaracke bestellt worden ist. Lediglich bei den Wohnbaracken war der Zusatz notiert:"Aborte in den Manschaftsquartieren"

Auch für das Umland Augsburgs benötigte man Arbeiter:
Die Stadt stellte Antrag auf neue Arbeiter an die Reichswehrabteilung mit der Begründung dass das Stalag= Stammlager nicht mehr genügend Arbeitskräfte stellen konnte.
Lagerlechfeld 26 (Bestand 86)
Schwabmünchen 14 (Bestand 49)
Mering 15 (Bestand 65)
Gessertshausen 15 (Bestand 36)

Finanzierung der Barackensiedlungen:

Die großen Firmen in Augsburg wie die Messerschmitt AG bezahlten selbst den Lagerbau und die Verplegung der Wachmannschaften und der Arbeiter.

Tag des Archivs des SURG GK


Am Montag den 16.03.09 besuchte der SURG GK das Stadtarchiv Augsburg.

Zunächst erzählte Dipl. Archivarin Frau Neumann über die Geschichte des Hauses in der Fuggerstraße. Seit 1885 der Stadt zur Nutzung überlassen, ging das Haus 1906 durch eine Schenkung der Familie Forster in den städtischen Besitz über. Alte Bestände liegen im Haus, neuere Betände aus Platzgründen in einer Auslagerungsstelle in der Nähe des Hotelturms. Man findet im Archiv Akten der Stadt, Nachlässe von berühmten Persönlichkeiten insbesondere von Fotographen und auch Karten und Pläne - aber meist nach '45. Die Karten vor 45 sind im 2.ten Weltkrieg verbrannt. Man kann nach Quellen in Repertorien vor 1806 und nach 1806 suchen - also nach Ende der "Freien Reichstadt Augsburg". Insgesamt gibt es rund 12 km Material. Vor allem für das Forschuungsgebiet der frühen Neuzeit ist das Stadtarchiv von großer Bedeutung. Zu ganz besonderen Schätzen gehören z.B. ein Exemplar des Augsburger Religionsfriedens oder Briefe von Luther an Melanchton.

Daraufhin führte Frau Neumann die Teilnehmer durch das Magazin des Archivs. Normalerweise haben die Besucher keinen Zutritt zu den Magazinräumen. Zuerst wurde den Teilnehmern eine Originalurkunde aus dem aus dem 15.Jahrhundert gezeigt. Danach wurde der hochmotivierten und sehr interesierten Gruppe ein Totenschädel, von dem niemand genau sagen kann woher dieser eigentlich stammt, und diverse Beweismittel aus Prozessen längst vergangener Tage vorgestellt.

Zum Schluss stellte Frau Neumann einzlne Quellen zu unserem Projektthema vor und überließ uns dem Quellenstudium.

Gastarbeiter in der NS-Zeit

Hätten Sie's gewusst?

Ich gebe zu, dass mich die Erkenntnis durchaus überraschte. Wenn wir von Gastarbeitern reden, dann meinen wir in der Regel diejenigen, die in der Zeit des Wirtschaftswunders nach Deutschland kamen und in der Industrie zum Aufschwung nach dem zweiten Weltkrieg beitrugen.

Tatsächlich gab es aber auch schon etwa zwei Jahrzehnte früher Gastarbeiter (wohlgemerkt keine Zwangsarbeiter). Berichte darüber finden sich beispielsweise in diversen Augsburger Regionalzeitungen vom 8./9. April 1938. Am Siebten desselben Monats war in der Stadt nämlich ein Schauspiel zu beobachten, dass viele Bürger anzog.

Um 14:32 Uhr kam am Hauptbahnhof ein Zug mit ca. 1000 italienischen Gastarbeitern aus Bologna und einigen anderen Provinzen an. Diese waren Mitglieder der "Faschistischen Landarbeiter" und hatten sich freiwillig zur landwirtschaftlichen Arbeit in Brandenburg gemeldet. Der Zug, der sie nach Berlin bringen sollte, musste einen längeren Aufenthalt einlegen, der für einen Besuch der Stadt genutzt wurde.

Zunächst marschierte der Trupp in Begleitung einer Kapelle zum Rathaus, übrigens "streng geordnet in Viererreihen", wie ein Artikel vermerkt. Wie damals bei offiziellen Anlässen üblich, waren auch "Heil Hitler!" und "Duce!"-Grüße zu verzeichnen, wobei ein Autor sich über die Aussprache der Italiener lustig machte ("Itler"). Im Rathaus erfolgte eine Ansprache durch den Bürgermeister, die von ortsansässigen Italienern übersetzt wurde.
Es folgte ein Abendessen im "Saalbau Herrle", bezahlt von der NS-Organisation "Kraft durch Freude". Mit sichtlichem Stolz wird vermerkt, dass den Italienern das bayerische Bier sehr gut geschmeckt habe. Einem Reporter fällt auch auf, dass die Gäste Abzeichen der Hitlerjugend tragen. Es stellt sich schließlich heraus, dass ihnen diese von kleinen Jungen geschenkt worden waren. Einer von ihnen bekam im Gegenzug ein italienisches Geldstück, wofür er sich artig mit "Gracia" bedankt habe.

Die Zeit des Aufbruchs kam recht bald, und es ging - wiederum mit Musikbegleitung - zum Bahnhof, wo um 22 Uhr die Abfahrt Richtung Berlin erfolgte.

Der Frohsinn der Italiener muss den Zeugen dieses Tages wohl lange im Gedächtnis geblieben sein. Ein Berichterstatter schreibt hierzu: "Nun, wo sie hinkommen, mag man sich freuen! Sie bringen soviel Stimmung mit, dass auch dem Missmutigsten das Herz aufgehen muss."


Diese kleine Begebenheit aus dem Jahre 1938 soll die Vielfältigkeit des Themas Gastarbeit verdeutlichen. Dass sie nicht ganz in Vergessenheit gerät, hofft

achim

Zeugnis der Vergangenheit: Das Bürgerbuch der Stadt Augsburg

1557:

"Die hernach geschriben Personen sind Bürger worden..."


Mit diesem Satz wird das Augsburger Bürgerbuch eingeleitet, von da an dazu bestimmt alle Menschen, denen das begehrte Bürgerrecht zugesprochen wurde, aufzuzeichnen und für die Nachwelt festzuhalten.

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Wir sitzen im Lesesaal des Stadtarchivs zu Augsburg, soeben von einer Führung durch die Bestände zurückgekehrt, und unterhalten uns über die Eindrücke die meterhohen Regale und Schuhkartons mit versiegelten Urkunden früherer Jahrhunderte auf uns hinterlassen haben. Vor uns türmen sich weitere Dokumente auf einem kleinen Wagen, extra für uns zusammengetragen um unseren Wissensdurst nach Lebenswegen der Menschen in und um Augsburg zu stillen. Eines der Bücher fasziniert mich besonders, älter als die anderen Schätze, aus der frühen Neuzeit: Das Bürgerbuch Augsburgs. Es handelt sich hierbei um ein Verzeichnis aller Personen die im Zeitraum 1557 bis 1680 das Bürgerrecht dieser Stadt zugesprochen bekamen. Als Lukas und ich es aufschlagen überwältigt uns erst einmal das Schriftbild: Kaum eines dieser Schriftzeichen sieht auf den ersten Blick irgend einem unserer Buchstaben ähnlich. Erst bei näherem Hinsehen erkennt man etwas. Die erste halbe bis dreiviertel Stunde beschäftigten wir uns also mit Entziffern der Handschriften, welche sich über 123 Jahre immer wieder änderte, je nachdem wer Protokoll führte, bevor wir überhaupt mit irgendetwas anderem anfangen konnten. Schlussendlich sind wir aber dazu in der Lage gewesen relativ fließend und zu großen Teilen ohne Lücken zu übersetzen. Nach einer kurzen Pause hieß es: Frisch ans Werk!

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Zu den aufgenommenen Informationen über die neuen Bürger der Stadt Augsburg gehören zu allererst Name und Herkunft. Des weiteren wurde von Zeit zu Zeit registriert ob jemand verheiratet oder ledig war, Kinder hatte, welchen Beruf er oder sie ausübte, oder welche Handwerksberechtigung er oder sie erwerben wollte, bzw. welches Handwerk er oder sie ausübten. Außerdem benötigten manche Leute einen "Pürgen". Am Ende sah das zum Beispiel wie folgt aus:

Margretha Rüdlerin von Werttingen, ist zu ainer Bürgerin angenommen worden, hat an Barem gelt vier hundert guldin, Jrn Pürgen sein Junkherr Carl Jmhof, und Hans Laubhaimer, dü will auch der Kramer gerechtigkait erkauffen, Actum den 27. August a. 75

Dieser Eintrag stammte aus dem Jahre 1575, wie man aus den folgenden schließen konnte, bei denen die Jahreszahl ausgeschrieben wurde. Im Vergleich zu 1557 ist er bereits sehr ausführlich. Zu Beginn wurden durchgehen nur Namen und Herkunft aufgeschrieben bis Anno 1559 folgendes hinzugefügt wurde (unvollständig):

Auff. 18 May Anno 59
Ist durch ain Ersamen -ache alhie erkannt worden, Das hinfuro die Herren Baiemaister, von allen personen, die zu Bürger angenommen werden, und kains vermögens sein, d---e bürgschafft von Jnen er-ordern, das dü sich, nach erkauffung dess Bürgerrechtens Jnn den negsten fünff Jaren darnach, dess All---sen --kel- nit ge----chen wollen.
Ich konnte leider nicht mehr und genauer entziffern, aber offenbar schien erst ab dem besagten Tage die Notwendigkeit eines "Pürgen" oder "Bürgen" in Kraft zu treten, sobald man über kein Vermögen verfügte, das sozial absichern konnte.

Wir suchten nach weiteren Auffälligkeiten in den Aufzeichnungen die interessant wären und konzentrierten uns somit die meiste Zeit auf die Einträge zwischen 1618 und 1648, dem Zeitraum des Dreißigjährigen Krieges. Nachdem wir alles durchgeblättert hatten zählten wir die Anzahl der Personen denen jährlich das Bürgerrecht zugesprochen wurde. Ergebnis: Vor 1618, innerhalb von 60 Jahren, wurden 47 Seiten beschrieben, zu Kriegszeiten, über eine Zeitspanne von 30 Jahren, bereits 41 Seiten. Geschätzt das pro Seite ca. 4 bis 6 Einträge standen, abgesehen von den ersten zwei Jahren, 1557 und 59, in denen so wenig Information aufgenommen wurde, dass ca. 8 bis 10 auf einer Seite Platz fanden, kommt man zur Schlussfolgerung, das offenbar während dem Krieg zunehmend Menschen nach Augsburg kamen und schließlich auch das Bürgerrecht erkaufen wollten, besonders auch Soldaten. Ob oder in wie fern dieser Zuwachs durch den Krieg bedingt und beeinflusst war konnten wir jedoch noch nicht weiter herausfinden.
Außerdem wurden gegen Ende des Krieges, genau genommen Mitte 1644, weitere Regelungen hinzugefügt: Die Bürder Aide. Fortan legten neu hinzugezogene auch noch einen Schwur ab bevor ihnen das Bürgerrecht zugesprochen werden konnte.

"Ich werden schweren, Das zu meinen herzen, Statpflegern, Bürgermaistern, und ainem Erbarn Rath diser Statt Augsburg getreu und gehorsam sein..."
Dazu wurde noch ein Anschlag abgeschrieben, der scheinbar wichtig war. Weswegen genau ist uns aber leider nicht bekannt. Außerdem, was uns erstaunte, exakt die gleiche Schrift wie von 1559: "Auff. 18 May Anno 59...".
Allerdings haben wir nicht mehr herausfinden können worum es sich bei den "Bürger Aiden" genau handelte und die Schrift des Anschlags war bereits ziemlich verblichen.
Nachdem die Bürger Aide eingeführt wurden schien sich die Zahl der neuen Bürger zunehmend zu verringern, von einstweiligen Extremen abgesehen (z.B. 1649 mit 24 Einträgen).
1680 hören die Einträge dann auf.

Sunday, February 15, 2009

Ausstellungskonzept

Wir entwickeln das Konzept einer interaktiven Ausstellung zu einem Thema aus der Geschichte.

Am Jahresanfang sind wir ausgegangen von der Suche nach Interaktion, haben ein Konzept der Interaktion entdeckt, haben uns gefragt, wie Interaktion mit Geschichte speziell mit Geschichtsquellen aussehen könnte und haben dazu unseren ersten Projekttag veranstaltet, den "ersten inoffiziellen Tag der Ausstellung", auf dem wir drei Augsburger Ausstellungen besucht haben.

Wir waren uns im Grunde einig, dass sowohl das Klicken auf Internetseiten, als auch das Lesen und Betrachten von Ausstellungsstellwänden herzlich wenig Interaktion zulassen. Am größten war die Interaktion noch mit dem Gästebuch in der Ausstellung im Rathaus, obwohl auch die Anziehungskraft der Bleistiftstriche auf dem Putz im Bunker sehr stark war.

Daraus hat sich nun der Versuch ergeben, eine interaktive Ausstellung zu einem Geschichtsthema zu entwerfen. Ein Ansatz war es, Lebenwege von Augsburgern in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts zu dokumentieren, nach "Schatzkästchen" und handschriftlichen Zeugnissen zu suchen, die auf diesen Lebenswegen gesammelt wurden.

Nun suchen wir einen Termin für einen "ersten inoffiziellen Tag der Archive", um im Stadtarchiv, dem Staatsarchiv und dem bischöflichen Archiv nach Material und Quellen zu unserem Thema der Lebenswege zu fragen.

Thursday, January 15, 2009

Projektstart

Großeltern und Urgroßeltern haben im 20. Jahrhundert an verschiedenen Orten gelebt. Wo waren sie zwischen 1919 und 1956? Das wollen wir in einer Übersicht darstellen.

Wir brauchen dazu diese Angaben: Grundlegend sind ein Vorname, Mann oder Frau, Geburtsort und Geburtsdatum, dann die jeweiligen Orte, an denen sich die Person längere Zeit aufgehalten hat, und die zugehörige Zeitspanne.

Alle Daten ergeben gezeichnete Lebenswege, Linien auf einer Karte. Die Daten werden ausschließlich zu diesem Zweck gesammelt.